XML
sru:version: 1.2; sru:query: fcs.rf="baedeker.1_308"; fcs:x-context: baedeker.1; fcs:x-dataview: title,full; sru:startRecord: 1; sru:maximumRecords: 10; sru:query: fcs.rf="baedeker.1_308"; sru:baseUrl: ; fcs:returnedRecords: 1; fcs:duration: PT0.02S PT0.053S; fcs:transformedQuery: descendant-or-self::fcs:resourceFragment[ft:query(@resourcefragment-pid,<query><phrase>baedeker.1_308</phrase></query>)];
1 - 1

Mäandertal. PRIENE. 19. Route. 225 den Inschriften ein lebendiges Bild einer griechisch-römischen Provinzial-
stadt
, deren Bewohner sich der Übergriffe der Steuererheber erwehren
müssen und sich der gebliebenen städtischen Freiheiten, Ehren und Fest-
lichkeiten
erfreuen. Von einiger Bedeutung in byzantinischer Zeit zeugen
Reste mehrerer Kirchen, die Erweiterung der Akropolis (s. unten) und ein
kleines Kastell (S. 228). Das Kloster Patmos hatte auch hier Besitzungen
(S. 230). Unter türkischer Herrschaft (seit dem Ende des XIII. Jahrh.) führte
Priene den Namen Samsun Kalesí und verödete. Das über der Erde Er-
haltene
nahmen zwei Expeditionen der englischen Dilettanti 1765 und 1868-
69
auf. Als im Jahre 1870 im Fundament des Kultbildes der Athena Silber-
münzen
des Orophernes und Goldblättchen gefunden wurden, folgte eine
starke Zerstörung der Ruinen durch die Bewohner von Kelebesch, die auch
vorher und nachher von dort Steine zu Bauten raubten. Die Franzosen
Rayet und Thomas nahmen 1873 die Ruinen in diesem Zustande auf.

Eine systematische Aufdeckung der wichtigsten Stadtteile begann
1895 Carl Humann für die königlichen Museen zu Berlin; nach seinem
baldigen Tode wurde sie von Th. Wiegand fortgesetzt und 1899 vollendet*).
Außer in London und Paris befinden sich daher wichtige Fundstücke aus
Priene im Pergamon-Museum zu Berlin und in Konstantinopel (S. 111).
Die Stelle der vorhellenistischen Stadt ist nicht bekannt; dagegen bieten
die ausgegrabenen Reste ein anschauliches Bild einer hellenistischen Land-
stadt
von etwa 4000 Einwohnern.

Priene wurde an dieser Stelle des S.-Abhangs der Mykale ge-
gründet
, weil der 371m hohe Felsklotz zur Anlage einer Akropolis,
der Hang, der sich unter seinem jähen Absturz von fast 200m all-
mählich
senkt, zur Anlage einer Stadt besonders einluden. Das
Meer reichte vielleicht nie ganz zur Stadt heran; sie hatte, wahr-
scheinlich
im SW., einen Hafen Naulochos und eine große Lagune
Gaisonis Limne, in die ein Bach (S. 224) fiel; in dieser Gegend wurde
die Schlacht an der Mykale geschlagen. Zu Strabo’s Zeit hatte der
Mäander (S. 223) den Strand schon um 40 Stadien von ihr abge-
drängt
. Priene muß nach der Neugründung von der Ebene her einen
ähnlich malerischen Anblick geboten haben wie heute z. B. Assisi.
Auf Terrassen erhoben sich übereinander die Häuser, Stadtmauer,
Stadion und Gymnasion (36m über dem Meere), Markt (79m),
Athenatempel (97m) und das Heiligtum der Demeter (130m); dar-
über
ragte der mächtige Burgfelsen.

Die schöngeschichtete, 2m dicke und durch Türme verstärkte
Stadtmauer (s. d. Plan) läuft im S. auf der ersten Terrainwelle, zieht
sich r. und l. zum Burgberge empor, fehlt an seinem schroffen
Abhänge stellenweise und setzt sich oben in der Form eines Vier-
ecks
fort, das in byzantinischer Zeit mit einer Spitze nach N. erweitert
wurde. Außer diesen Mauern ist oben fast nichts mehr an alten
Resten vorhanden. Von einer Besatzung berichten Inschriften. Ein
schwindelnder, heute kaum begehbarer Treppenpfad (Pl. 4) führt von
der Stadt hinauf (über einen andern Weg s. S. 224) zum Zufluchts-
orte
in höchster Not. Oben *umfassende Aussicht.

Das Terrain der Unterstadt wurde durch rechtwinklig sich
schneidende Straßen in etwa 80 gleich große Rechtecke von ca.


*) Priene. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den
J. 1895-98. Von Th. Wiegand und H. Schrader. Berlin 1904 (50 M).